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Kultur 18

Natur und Leben im Turabdin

Der Turabdin ist eine hügelige Landschaft mit heißen und trockenen Sommern und kalten Wintern. Er hat nicht viele natürliche Wasserressourcen. Der Hauptfluss ist der Tigris, der im Osten und Norden den Turabdin begrenzt. Darüber hinaus führen nur noch ein paar kleine Flüsse durchgehend Wasser, darunter ist der Ṣawro-Fluss, der in den Tigris mündet und der maye ḥewore ܡܰܝܶܐ ܚܶܘܳܪܶܐ „Weißes Wasser“ genannte Fluss, der durch Nusaybin nach Syrien fließt und schließlich über den Khabur-Fluss in den Euphrat mündet.

Fast jedes Dorf im Turabdin hat einen größeren Teich, der rawmo ܪܰܘܡܐ genannt wird, und aus dem das Vieh getränkt wird. In der Regel haben bis in die 1980er Jahre hinein die Frauen größere Textilien mit der Hand am Teich gewaschen. Damals diente der Teich auch als natürliches Schwimmbad für die Dorfkinder und Jugendlichen, die in den wärmeren Monaten ihre Zeit am Teich verbrachten. Die meisten Häuser hatten Zisternen, in denen das Regenwasser aufgefangen und für den täglichen Verbrauch genutzt wurde. Gewaschen und gebadet wurde traditi onell samstags. Dafür mussten die Mütter das Wasser im Kessel auf offenem Feuer heizen. Das Trinkwasser wurde in der Regel aus Brunnen und Quellen außerhalb der Dörfer in Tonkrügen nach Hause transportiert. Zuhause wurde das Trinkwasser in großen Tongefäßen aufbewahrt, die an einer zentralen Stelle im Haus platziert wurden.

Heutzutage sind fast alle Häuser an die Kanalisation, Strom- und Wasserversorgung angeschlossen und mit modernen Einrichtungen in Bad und Küche ausgestattet. Landwirte sind für die Bewässerung ihrer Felder allerdings weitgehend auf Regenwasser angewiesen. Heute noch gibt es im Turabdin nur wenig Bewässerungsfeldbau.

Zwei Sprichwörter mit Bezug auf die Natur sind:

Xud i hawa kurre yo ܟ݂ܘܕ ܐܝ ܗܰܘܰܐ ܟܘܪܪܶܐ ܝܐ „Er/sie ändert seine/ihre Meinung ständig“. Wörtlich heißt der Spruch: „er/sie ist wie der Nordwind“. Kennzeichnend für den Nordwind ist, dass er ständig seine Richtung ändert.

U gelo lo kofoyaš taḥt i kefo ܐܘ ܓܶܠܐ ܠܐ ܟܳܦܳܝܰܫ ܬܰܚܬ ܐܝ ܟܶܦܐ „Man kann nichts für immer geheim halten“. Wörtlich heißt das: „das Gras bleibt nicht unter dem Stein“. Das heißt dass das Gras irgendwann einmal unter dem Stein herauskommen und damit die „Wahrheit ans Licht kommen wird“.