Die Bearbeitungsansicht erfordert mindestens 450 Pixel Breite. Bitte drehen Sie Ihr Gerät um 90° oder benutzen ein Gerät mit größerem Bildschirm.

 Kulture 16

Heiraten

Seitdem sich die Aramäer/Assyrer in den westlichen Ländern niedergelassen haben, veränderten sich bei ihnen innerhalb weniger Jahrzehnte auch die Traditionen der Eheschließung stark. Traditionell heirateten die Menschen im Turabdin bereits in jungen Jahren, oftmals noch vor dem Erreichen des 18. Lebensjahr. Außerdem wurden die meisten Ehen von den Eltern arrangiert.

Wenn zwei Liebende gegen den Willen der Familien heiraten wollten, gab es die Möglichkeit des „miteinander Durchbrennens“. In diesem Fall würde das Paar einen Priester, in der Regel außerhalb des eigenen Dorfes, aufsuchen und sich von ihm trauen lassen. Nach dieser kirchlichen Trauung konnte das frisch verheiratete Paar ohne Angst vor Repression in sein Heimatdorf zurückkehren. Die auf diese Art geschlossene Ehe wurde, auch ohne Hochzeitsfeier, allgemein anerkannt und respektiert.

Die in den westlichen Ländern lebenden Aramäer/Assyrer adaptierten überwiegend die dort üblichen Bräuche der Eheschließung. Heutzutage heiraten viele von ihnen ebenfalls später, da viele zunächst eine höhere Bildung mit anschließendem Karrierebeginn anstreben. Die Eltern wollen bei der Wahl des Ehepartners bzw. der Ehepartnerin zwar immer noch mitreden, doch gibt es heute keine von den Eltern arrangierten Ehen mehr.

Auch wenn bereits durch die Trauung vor dem jeweiligen Standesamt die Ehe rechtlich bindend ist, gilt die Ehe bei den Aramäern/Assyrern erst nach der kirchlichen Trauungszeremonie als geschlossen. Die Hochzeitsfeier findet ebenfalls erst nach der kirchlichen Trauung statt. In der Regel folgt die Feier direkt nach der Zeremonie in der Kirche, die mit mehreren Hundert geladenen Gästen und einem reichhaltigen Dinner, bei Tanz zu traditioneller Livemusik bis in die Morgenstunden gefeiert wird. Zu solchen Anlässen reisen die Gäste in der Regel von weit her. Die Hochzeiten bieten den überall in Europa verstreuten Familienmitgliedern, Bekannten und Freunden die Gelegenheit, sich zu treffen und miteinander auszutauschen.